Israelische Schülergruppe zu Gast in Dormagen – Begegnungswoche im Rahmen des Johannes-Rau-Programms

Eine besondere Woche erlebten drei Jugendliche aus Israel, die von Sonntag bis Freitag in Dormagen zu Gast waren. Im Rahmen des Johannes-Rau-Programms nahmen sie am Schüleraustausch mit dem Bettina-von-Arnim-Gymnasium teil und lernten dabei Stadt, Schule und ihre Gastfamilien kennen. Am Dienstag, 7. Oktober, wurde die Gruppe von Bürgermeister Erik Lierenfeld gemeinsam mit ihren deutschen Austauschpartnerinnen und -partnern sowie Mitgliedern des Partnerschaftsvereins Dormagen–Kiryat Ono im Rathaus empfangen. Dabei nahm sich der Bürgermeister Zeit, um sich mit den Jugendlichen über ihre Eindrücke, Erfahrungen und die aktuelle Situation in Israel auszutauschen. 

„Der Austausch mit jungen Menschen aus Israel ist ein wichtiges Zeichen lebendiger Erinnerungskultur und gelebter Freundschaft. Solche Begegnungen sind ein wichtiger Beitrag zur Verständigung zwischen unseren Ländern – gerade in der aktuellen Zeit. Denn Verständnis wächst nicht durch Worte, sondern durch Erlebnisse, Gespräche und geteilte Erfahrungen“, sagt Bürgermeister Lierenfeld.

Ein stiller, aber bedeutungsvoller Moment war die Gedenkveranstaltung auf dem Kiryat-Ono-Platz, die an den Jahrestag des Terrorangriffs vom 7. Oktober 2023 erinnerte. Die Jugendlichen trugen dabei Texte in Deutsch, Englisch, Hebräisch und Arabisch vor. Darin hieß es unter anderem: Möge allen Trost zuteilwerden. Allen, die unter den schrecklichen Verbrechen der Hamas-Terroristen leiden, in Israel und in Gaza. Allen, die unter der Militärgewalt der israelischen Armee leiden, Soldaten und Soldatinnen, Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer auf beiden Seiten der Grenze. Allen, die in Israel, in Gaza und im Westjordanland einen lieben Menschen verloren haben. Allen, die unter Gewalt leiden, deren Zukunft dunkel und aussichtslos erscheint. Möge Zuversicht, Trost und Mut sie stärken in diesen finsteren Zeiten! Mut für Worte gegen den Hass, Mut für Worte zur Liebe, Mut für Taten, die zur Versöhnung anstiften.

Anschließend führte ein Spaziergang über die Kölner Straße zu mehreren Stolpersteinen, an denen über jüdisches Leben und Erinnerungskultur in Dormagen gesprochen wurde. Der Partnerschaftsverein Dormagen-Kiryat Ono lud die Gruppe zudem zu einem gemeinsamen Abendessen ein.

„Als Partnerschaftsverein unterstützen wir Begegnungen mit jungen Menschen aus Israel immer sehr gerne. Solche persönlichen Kontakte tragen dazu bei, Verständnis und Freundschaft zwischen unseren Ländern zu fördern“, sagt Uwe Schunder, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins.

Neben dem Besuch im Rathaus stand in der Woche ein abwechslungsreiches Programm auf dem Plan: Vormittags nahmen die israelischen Gäste am Unterricht in verschiedenen Kursen des Gymnasiums teil, nachmittags folgten gemeinsame Aktivitäten – darunter ein Ausflug nach Köln mit Besuch des Doms, des Schokoladenmuseums und des LVR-Turms, ein Spaziergang durch den Knechtstedener Wald sowie gesellige Abende in den Gastfamilien. 

„Der persönliche Austausch ist für unsere Schülerinnen und Schüler eine einmalige Erfahrung. Sie lernen nicht nur eine andere Kultur kennen, sondern entwickeln auch ein tieferes Verständnis für Geschichte, Verantwortung und das Miteinander in einer vielfältigen Welt. Die Gruppe aus Israel setzte sich aus Jugendlichen mit unterschiedlichen Wurzeln zusammen – arabisch, jüdisch und drusisch – und unterstreicht damit die verbindende Besonderheit des Programms. Solche Begegnungen prägen oft weit über die Schulzeit hinaus“, so Friedhelm Bongartz.

Das Johannes-Rau-Programm fördert jährlich Begegnungen zwischen israelischen und deutschen Jugendlichen. Ziel ist es, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, das jeweils andere Land, seine Geschichte und Gesellschaft kennenzulernen. Die israelischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich zuvor über die deutsche Botschaft in Tel Aviv für das Programm beworben und im Rahmen eines Seminars auf das Programm vorbereitet.

Nach dem Aufenthalt in Dormagen und weiteren deutschen Städten folgt nun eine gemeinsame Seminarwoche in Berlin, bei der alle 15 israelischen und 15 deutschen Teilnehmenden zusammenkommen, um ihre Erlebnisse der ersten Woche auszutauschen und sich dann gemeinsam mit weiteren Themen im politischen und geschichtlichen Kontext zu beschäftigen. Dabei stehen unter anderem ein Besuch im Schloss Bellevue, dem Sitz des Bundespräsidenten, eine Führung durch den Bundestag, ein Tag in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen und eine Diskussionsrunde im Auswärtigen Amt auf dem Programm.