JUBILÄUMSSERIE Dormagen: Eine Stadt voller Geschichte, Vielfalt und Zukunftsperspektiven

Im Mai lädt die Stadt Dormagen zu verschiedenen Veranstaltungen anlässlich des 50. Stadtjubiläums ein. Los geht es mit dem Tag der offenen Tür am Sonntag, 4. Mai, inklusive Frühlingsfest. Nur sechs Tage später findet am Samstag, 10. Mai, das große Jubiläumskonzert mit mehr als 200 Musikerinnen und Musikern im TSV-Sportcenter statt. Weitere Geburtstagsveranstaltungen folgen. Doch wie genau wurde aus mehreren kleinen Gemeinden die Stadt Dormagen? In einer mehrteiligen Jubiläumsserie berichten wir über die Historie der Stadtwerdung und was ihre heutigen 16 Stadtteile alles zu bieten haben. Zudem werfen wir einen Blick in die Zukunft. Jeder Teil wird anhand von Personen der Zeitgeschichte erzählt.

Teil1: Die Gründung Dormagens: Ein Rückblick auf die Entstehung der Stadt und die wichtigsten historischen Ereignisse, die zur Gründung führten

„Wir sollen bald alle Dormagener sein?“ Die Planungen für die Eingemeindung stießen nicht bei allen Bürgerinnen und Bürgern auf Gegenliebe. So war beispielsweise der Zonser stolz ein Zonser zu sein, der Gohrer ein Gohrer und der Nievenheimer ein Nievenheimer. Jeder hatte sein „Veedel“ und das war auch gut so. Deshalb stieß die Idee einer kommunalen Neugliederung nicht überall auf Gegenliebe.

Anfang der 1970er-Jahre buhlten die großen Städte um einzelne Gemeinden, um ihr Stadtgebiet zu vergrößern. So wollten beispielsweise die Stadt Düsseldorf sich Zons einverleiben und Köln sein Stadtgebiet um Dormagen vergrößern. Neuss hingegen war sehr interessiert daran, eine kreisfreie Stadt zu werden. 

1973 und 1974 wurden die Pläne konkreter. NRW-Innenminister Willy Weier schlug vor, dass nicht nur Zons und Straberg, sondern auch die Gemeinden Nievenheim und Gohr Teil der neuen Stadt Dormagen werden. Der Neugliederungsvorschlag wurde am 10. Juli 1974 beschlossen. Seit dem 1. Januar 1975 gehört die Stadt Dormagen mit rund 65.000 Einwohnern dem damals ebenfalls neu geschaffenen Rhein-Kreis Neuss an und erstreckt sich über 86 Quadratkilometer.

Dieses ganze politische Scharmützel hat Karl Kress hautnah miterlebt. Der einstige Vorsitzende des Kulturausschusses ist bis heute in Dormagen politisch aktiv. „Der Zusammenschluss war plausibel und rückblickend gut. Wir haben in der neuen Stadtgesellschaft viel bewegt und verbessert“, sagt Kress. Neben dem begleitenden Umbau der Stadtverwaltung mit den Verwaltungsnebenstellen in Nievenheim und Zons und den erweiterten Aufgaben konnten verschiedene Dinge auf den Weg gebracht werden. „Durch persönliche Anträge habe ich unter anderem die Kleingartenanlage an der Zonser Heide, den Umbau der Pfarrscheune zu einer Bürgerbegegnungsstätte oder auch die Erweiterung unserer Kindergärten um je eine Gruppe unterstützt. Es war eine spannende Zeit“, betont Kress.

Kress, der mit 17 Jahren jüngster Chemielaborant im Bayerwerk war, blieb mehr als 45 Jahre im Konzern und wurde zum Chemotechniker und Pharmareferenten ausgebildet. Aus familiären Gründen blieb er stets in Zons wohnen und ist dort bis heute sehr verwurzelt. Ob in den Sportvereinen, im Kirchenvorstand oder Kindergartenrat – Karl Kress war stets aktiv. Zudem gründete vor 32 Jahren die Kultur- und Heimatfreunde Zons und den Verein zur Förderung der Mundart im Rhein Kreis Neuss. Gemeinsam mit dem damaligen Kämmerer Ulrich Cyprian entwickelte Kress die Idee zur Gründung des Vereins „Denkmalschutz Altstadt Zons“.

Dieses Engagement legte er auch stets in der Politik an den Tag. So stieg er mit 27 Jahren 1972 beim CDU-Ortsverband Zons ein, gründete im gleichen Jahr die Junge Union und wurde zwei Jahre später Ortsverbandsvorsitzender. Seit 1975 ist Kress Mitglied des damals neuen CDU-Stadtverbandvorstandes, dem er auch 14 Jahre als Parteivorsitzender vorstand. 1989 wurde er in den Kreistag gewählt, wurde dort stellvertretender Fraktionsvorsitzender und betreute insbesondere die Weiterentwicklung des Kreiskulturzentrums Zons und im Krankenhausausschuss den Ausbau des Hackenbroicher Krankenhauses. Kress war in einige Entscheidungsprozesse involviert. Im Rückblick zeigt er sich sehr zufrieden mit der politischen Arbeit, auch wenn nicht alles erreicht wurde. Auf die Frage, was er bedauert, nicht umgesetzt zu haben, antwortet der heute 80-Jährige spontan: „Dass der bis ins kleinste Detail geplante Parkplatz südlich von Zons nicht gebaut wurde.“

Von 2000 bis 2010 gehörte Kress dem NRW-Landtag an, war dort unter anderem stellvertretender Vorsitzender des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses II. In dieser Zeit hat er nach eigenen Aussagen gut mit den Dormagener Bürgermeistern Heinz Hilgers (beispielsweise Ausbau Grundschule Zons) und Reinhard Hauschild (Realisierung Supermarkt Zons) zusammengearbeitet. 2010 kehrte Kress in die Lokalpolitik zurück und übernahm den Vorsitz des städtischen Kulturausschusses für sechs Jahre. Bis heute steht er dort als sachkundiger Bürger zur Verfügung. 

Karl Kress hat in den vergangenen 50 Jahren viele Debatten geführt, sich stets für die Weiterentwicklung der Stadt Dormagen eingesetzt und einiges mit umsetzen können. Er gehört zu den Menschen, die sich zeitlebens für ihre Stadt engagieren.  Er blickt zufrieden auf das vergangene halbe Jahrhundert seit der kommunalen Neugliederung zurück. „Dies war ein wichtiger und bedeutender Schritt“, sagt Kress.