Der Zusammenschluss von Feuerwehr und Rettungsdienst hat sich in Dormagen bewährt. Seit 27 Jahren bilden sie eine perfekte Symbiose. Nahezu alle Einsatzkräfte sind sowohl im Brandschutz als auch als Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter ausgebildet – sie können flexibel eingesetzt werden. Dies ist ein großer Vorteil. Die Landesregierung hingegen plant die Trägerschaft von Rettungswachen von den kreisangehörigen Städten auf die Kreise zu verlagern. Diese Novellierung des Rettungsgesetzes sorgt für großen Unmut. Auch der Städte- und Gemeindebund NRW lehnt dies ab und spricht sich für eine kommunale Selbstverwaltung aus. Ebenso wie die Stadt Dormagen.
Bürgermeister Erik Lierenfeld appelliert auch an die Landtagsabgeordneten aus dem Rhein-Kreis Neuss, Heike Troles, Dr. Jörg Gerlings und Simon Rock, sich für die Interessen der kreisangehörigen Kommunen einzusetzen: „Ich erwarte, dass sie auf die Landesregierung einwirken und auf die medizinische Notwenigkeit einer ortsnahen Versorgung im Notfall hinweisen.“
Bernd Eckhardt, Leiter der Feuerwehr Dormagen, ergänzt: „Nahezu alle großen NRW-Kommunen sind Träger von Rettungswachen. Dies ermöglicht den Zusammenschluss von Feuerwehr und Rettungsdienst und erhöht so die Versorgungsqualität in der Stadt, Betroffene können schneller gerettet werden.“
Dies verdeutlichen auch die Zahlen: Mehr als 70 Prozent der Notfallrettungstransporte in NRW werden durch die kommunalen Feuerwehren durchgeführt. Sie haben seit jeher die Weiterentwicklung des Rettungsdienstes in unserem Bundesland geprägt. Auch das Verständnis füreinander ist in einer kombinierten Feuer- und Rettungswache sehr hoch, da jeder alle Aufgaben aus beiden Bereichen übernehmen kann. „Dies ist nicht nur ein großer Vorteil bei personellen Engpässen, sondern sorgt auch für ein engeres Zusammenspiel während gemeinsamer Einsätze“, erläutert Achim Mittnacht, Leiter des Rettungsdienstes. „Beispielsweise bei einer Rettung über eine Drehleiter oder bei Verkehrsunfällen mit eingeklemmten Personen. Durch ständige Trainings arbeiten Rettungs- und Feuerwehrpersonal Hand in Hand.“
Dies unterstreicht auch Eckhardt: „Wer zuerst vor Ort ist, kann notfallmedizinisch helfen, da alle unsere Einsatzkräfte der Feuerwehr auch mindestens als Rettungssanitäter ausgebildet sind. Zudem können sie durch ihr technisches Knowhow einen schnelleren Zugriff auf Patienten ermöglichen und somit eine schnellere Versorgung. Dies untermauert auch eine Studie der Feuerwehr Mönchengladbach. Sie hat gezeigt, dass seit der Zusammenlegung ihrer Feuerwehr und ihres Rettungsdienstes die Erfolgsquote bei Reanimationen deutlich gestiegen ist. Das Zusammenspiel sichert eine direkte, qualifizierte Behandlung.“
Auch können in akuten Gefahrenbereichen, die von reinen Rettungsdienstlern normalerweise nicht betreten werden dürfen, Feuerwehrangehörige direkt den Patienten helfen. Sie wissen, wie sie sich in dem gefährdeten Bereich verhalten müssen und können sofort lebensrettende Maßnahmen einleiten.
Personell ist durch die Symbiose auch eine deutliche Entlastung zu spüren. Fehlt ein Rettungsdienstler kann er direkt durch einen Feuerwehrangehörigen ersetzt werden. Auch verbleiben die Einsatzkräfte länger im Rettungsdienst. „Die durchschnittliche Verweildauer im Rettungsdienst beträgt sieben Jahre. Durch die Dualität der Einsatzbereiche hingegen stellen wir fest, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deutlich länger bleiben. Dies sorgt für eine signifikant höhere Kontinuität“, sagt Mittnacht.
Insgesamt sind in der Hauptwache rund 95 Einsatzkräfte beschäftigt. 32 davon sind Notfallsanitäterinnen und -sanitäter, 33 Rettungssanitäterinnen und -sanitäter, zwei Rettungsassistentinnen und -assistenten, neun Schülerinnen und Schüler des Rettungsdienstes. Dazu kommen noch rund 342 ehrenamtliche Einsatzkräfte, die auf weitere acht Standorte im gesamten Stadtgebiet verteilt sind.
„Dass der Rettungsdienst und die Feuerwehr vor 27 Jahren zusammengefügt wurden, war und ist für uns und unsere Stadt ein großer Gewinn“, sagt Feuerwehrchef Bernd Eckhardt. „Und das soll auch so bleiben.“
Hintergrund:
Zum Januar 1998 hat die Stadt die Trägerschaft der Rettungswache vom Rhein-Kreis Neuss übernommen, die damals am Kreiskrankenhaus in Hackenbroich angesiedelt war. Um die Jahrtausendwende wurde das erste Rettungsfahrzeug an der Kieler Straße stationiert. Nach dem umfangreichen Umbau der Feuer- und Rettungswache 2007 wurden auch die Rettungsfahrzeuge aufgestockt. Mittlerweile sind an der Kieler Straße zwei Rettungswagen (RTW) und ein Krankentransportwagen (KTW) stationiert. Zudem stehen weitere Rettungsfahrzeuge für Sondereinsätze zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es weiterhin eine enge Kooperation mit dem Krankenhaus in Hackenbroich. Dort steht ein Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) bereit, ein Notarzt ist rund um die Uhr verfügbar. In der Wache in Nievenheim steht ein weiterer RTW. Bei Bedarf kann zudem ein zweites NEF von der Hauptwache ausrücken.