Auch im Jahr 2025 sind Geschlechterprägungen in manchen Berufsgruppen noch sichtbar. So sind soziale Berufe wie Erzieherinnen oder Erzieher meist durch Frauen besetzt, technisch geprägte Berufe wie Kfz-Mechatronikerin oder Mechatroniker meist durch Männer. Doch wie an vielen Stellen im Handwerk sieht man auch unter den Einsatzkräften bei der Feuerwehr einen Anstieg des Frauenanteils.
Pionierin in Dormagen ist Michaela Lehmann, die zunächst in der Werkstatt der Feuerwehr Neuss eine Ausbildung zur Kfz-Mechanikerin absolviert hat. Durch den Umgang mit den Kollegen war ihr Interesse an der Feuerwehr geweckt. 1988 trat sie in den Löschzug Stadtmitte ein. Ende der 1990er- Jahre machte sie ihr Hobby zum Beruf und wurde auch hauptamtliche Kraft bei der Feuerwehr Dormagen. Bis heute ist sie in der Feuerwehr aktiv und dürfte vielen jungen Dormagenerinnen und Dormagenern durch ihre langjährige Tätigkeit in der Brandschutzerziehung und -aufklärung bekannt sein.
„Schon lange versteht es sich bei der Feuerwehr Dormagen von selbst, dass Frauen und Männer gemeinsam die vielfältigen Einsatzaufträge bewältigen. Es ist und bleibt uns ein Anliegen, Frauen in unser Team zu holen und ihnen die Tätigkeit so attraktiv wie möglich zu machen“, sagt Stefan Kemper, Koordinator der Feuerwehr Dormagen. Geschlechtsneutrale Berufsausschreibungen durch den städtischen Personalservice gehören ebenso zum veränderten Selbstverständnis wie die Schaffung geschlechtsspezifischer Umkleiden und Toiletten.
„Es ist unser Anspruch, dass sich alle Menschen bei der Feuerwehr gleichermaßen respektiert, wertgeschätzt und sicher fühlen – unabhängig vom Geschlecht. Nur wenn sich Frauen ebenso willkommen fühlen wie Männer, können wir eine moderne, leistungsfähige und vielfältige Feuerwehrkultur fördern, die den Herausforderungen unserer Zeit gerecht wird“, sagt Dezernent Dr. Torsten Spillmann.
Die Feuerwehr Dormagen besteht aus acht ehrenamtlichen Einheiten, den Löschzügen in den Stadtteilen Stadtmitte, Nievenheim, Hackenbroich, Delhoven, Straberg, Gohr, Stadt Zons und Stürzelberg, der Kinderfeuerwehr, der Jugendfeuerwehr und dem Musikzug sowie dem Löschzug Hauptamt. Beim Löschzug Hauptamt sind – wie der Name schon erahnen lässt – hauptberufliche Kräfte angestellt, die als hauptamtliche Feuerwehrleute oder Beschäftigte im Rettungsdienst dort arbeiten.
106 Mädchen und Frauen sind aktuell in der Feuerwehr aktiv. Dabei übernehmen Frauen in Dormagen längst auch leitende Positionen. Zu nennen sind hier beispielsweise Silvia Grips als stellvertretende Einheitsführerin im Range einer Brandinspektorin in Straberg, Brandoberinspektorin Yvonne Haberscheidt in Gohr sowie Lisa Dickmanns-Lengeling als Stadtkinderfeuerwehrwartin und Sarah Bald als Stadtjugendfeuerwehrwartin.
Eine besondere Position hat auch Frauke Neumann inne. Die 29-Jährige ist seit 2023 Vorsitzende des Musikzugs der Feuerwehr Dormagen. Als sie 2016 in die Stadt zog, war sie bei ihrer ersten Probe noch die einzige Frau im Raum. Mittlerweile wird sie von acht weiteren Frauen im Alter zwischen 21 und 65 Jahren begleitet. Doch nicht nur die Mitgliederzahl änderte sich im Laufe der vergangenen Jahre: „Zu Beginn standen keine passenden Kleidungsstücke, sondern alle Teile nur in Männergrößen zur Verfügung. Deshalb freut es uns umso mehr, dass in den vergangenen Jahren passende Uniformen, zugeschnitten auf Frauen, bereitgestellt wurden“, sagt Neumann. Für die Zukunft wünscht sie sich noch mehr Frauen im Musikzug: „Ich kann versprechen: die Männer-Mentalität ist bei uns schon längst Vergangenheit.“
Mit 17,5 Prozent Frauenanteil lag die Feuerwehr Dormagen Ende des Jahres 2024 bereits deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Die Mitgliederzahlen der Kinder- und Jugendfeuerwehr lassen erkennen, dass der Anteil der Frauen künftig deutlich höher sein wird.
Durch den Einsatz gemischter Teams gibt es im Einsatz viele positive Entwicklungen. Bei medizinischen Notfällen oder bei Unfällen kann oft beobachtet werden, dass entweder die Kollegin oder der Kollege einen besseren Zugang zum Patienten oder zur Patientin hat. Das kann wichtige Brücken in der Kommunikation bauen.
Wichtig ist es der Feuerwehr Dormagen zudem zu betonen, dass Grundsätze des Umgangs unter Menschen gleichermaßen für Männer und Frauen gelten müssen. Ein rauer Umgangston könne situationsbedingt schon einmal aufkommen. Dies dürfe allerdings nicht zu Lasten des Respekts gehen. „Wir haben ein modernes Leitbild. Dessen Umsetzung ist uns wichtig und unsere Mitglieder werden dementsprechend sensibilisiert“, sagt Stefan Kemper.
Schon jetzt ist Jungen und Mädchen in den Schulen das Bild eines Männerberufs kaum mehr präsent. Damit dies auch so bleibt, wird bei Werbekampagnen für das Ehrenamt oder Stellenausschreibungen für das Hauptamt gerne mit dem bestehenden guten Team geworben, um weiterhin Kinder, Jugendliche und Erwachsene aller Geschlechter und Nationalitäten für die wichtige Feuerwehrtätigkeit zu gewinnen.