Die Überreste des römischen Reiterkastells in Dormagen sind als Teil des Niedergermanischen Limes mit sofortiger Wirkung Welterbe. Das hat am 27. Juli das zuständige Komitee der UNESCO beschlossen. Wie bereits der Hadrianswall oder der Obergermanische Limes ist damit nun auch dieser römische Grenzabschnitt offiziell als Welterbe anerkannt.
„Ich freue mich riesig über diese historische Entscheidung“, kommentiert Bürgermeister Erik Lierenfeld den Beschluss, der nach jahrelanger intensiver Vorbereitung in einer länderübergreifenden Kooperation mit den Niederlanden zustande kam. Dormagen ist einer von 27 Fundorten in NRW, die von dem neuen Titel profitieren können. „Für uns ist dies eine einzigartige Chance, aus der Vergangenheit ein wichtiges Stück Zukunft zu erschaffen. Denn nicht viele Städte können ein Welterbe vorweisen. Das wollen wir unter anderem touristisch nutzen und vor allem auch den eigenen Bürgerinnen und Bürgern, insbesondere Kindern und Jugendlichen, die römische Vergangenheit näherbringen.“
Mitten in der heutigen Innenstadt war seit etwa 85 n. Chr. eine Reitereinheit mit 480 Soldaten stationiert – eine so genannte Ala. Diese bewachte als schnelle Eingreiftruppe die Rheingrenze. Das dazugehörige Kastell erstreckte sich über eine Fläche von rund drei Hektar und ist besonders gut erforscht. Archäologen entdeckten hier, dass sich die Pferdeställe mit in den Wohnbaracken befanden. Mensch und Tier lebten unter einem Dach. Mit dieser Erkenntnis, die aus den Ausgrabungen von Dr. Gustav Müller in den 1970er Jahren resultierte, wurde Dormagen in Fachkreisen international bekannt.
„Wir möchten das Welterbe in Zukunft deutlich sichtbar werden lassen und deshalb die vorhandenen Ausstellungen erweitern und neugestalten“, sagt der städtische Denkmalschutzbeauftragte Harald Schlimgen. Im Historischen Rathaus, dem Museumsraum „Römerkeller“ an St. Michael und einem kleinen Römerpark an der Castellstraße soll Kindern und Erwachsenen die römische Vergangenheit künftig in attraktiver Form nähergebracht werden. Ein Konzept hierfür wurde in Kooperation mit dem Geschichtsverein Dormagen, ehrenamtlichen Experten und einem erfahrenen Büro für Ausstellungsgestaltungen entwickelt. Der Rat stellte für die Neugestaltung 284.000 Euro bereit, weitere 200.000 Euro übernimmt der Landschaftsverband Rheinland als Zuschussgeber.
Als erstes symbolisches Zeichen wurde jetzt ein Banner mit dem Hinweis auf das Welterbe am Historischen Rathaus angebracht. Bürgermeister Lierenfeld enthüllte es gemeinsam mit dem ehrenamtlichen Arbeitskreis. Geplant ist, die neugestalteten Ausstellungsorte 2022 mit einem Römerfest in der Innenstadt zu eröffnen.
Weitere Informationen zur Entscheidung sind hier zu finden.
Hintergrund:
Das UNESCO-Welterbekomitee setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention zusammen. Es entscheidet in der Regel jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste und befasst sich mit dem Erhaltungszustand eingeschriebener Stätten. Auf der Liste des UNESCO-Welterbes stehen derzeit 1.121 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. 53 davon gelten als bedroht. Deutschland verzeichnet 46 Welterbestätten.